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ENTWICKLUNGSSTAND SHANGBA TEEGARTEN & ZHENGAN TIANCI

Die biozertifizierte Anbaufläche dieses Teegartens beträgt ca. 287 Hektar. In früheren Zertifikaten wurde die Fläche der gesamten gepachteten Flächen, 530 Hektar, angegeben. Die Kontrollstelle CERES hat jedoch eine Vermessung der tatsächlich mit Teebüschen bepflanzten Fläche mit Hilfe von Google Maps vorgenommen. Dabei wurden die obigen 287 Hektar ermittelt. Dort werden ca. 1600 Tonnen frische Teeblätter geerntet, die in einer Vorverarbeitungsfabrik und einer Endverarbeitungsfabrik zu ca. 400 Tonnen fertig getrocknetem Biotee verarbeitet werden.

Zertifizierungen, Sicherheit, Nachhaltigkeit

Entwicklungszusammenarbeit seit 2014
mit Fairbiotea
Vollwertige Fairbiotea-Mitgliedschaft seit 2018
Fairbiotea
Management und rechtmäßiger Inhaber
Zhengan Tianci Ecological Technology Co., Ltd.
Leitung des Teeanbaus und der Teeverarbeitung
Zhengan Tianci Ecological Technology Co., Ltd.
Biozertifiziert nach EU-Bio und USDA/NOP seit 2008
durch BCS (bis 2017), NASAA (2019-20) und CERES (2017-18 und seit 2021)
Tracert-Inspektionen von Export, Entwicklung und Biosicherheit seit 2016
durch CERES und Fairbiotea
Nachhaltigkeitszertifiziert nach UTZ von 2017 bis 2021
durch CSCA
Nachhaltigkeitszertifiziert nach Rainforest Alliance seit 2017
durch CSCA
Qualitäts- und hygienemanagementzertifiziert nach ISO 9001, ISO 22000 und ISO 14001 seit 2015
durch WIT Assessment Co., Ltd.

Im Jahr 2018 waren die Mindestanforderungen des Fairbiotea-Entwicklungsplanes vollständig umgesetzt und damit die Voraussetzungen für die Mitgliedschaft bei Fairbiotea geschaffen.

Beratung und Entwicklung

Fairbiotea ist aufgrund der Tatsache entstanden, dass in den biozertifizierten Teegärten Chinas üblicherweise wenig Wissen über ökologischen Landbau, Qualitätsmanagement und Nachhaltigkeit vorhanden ist. In den meisten chinesischen Bioteegärten gibt es einen großen Beratungsbedarf hinsichtlich ihrer nachhaltigen Entwicklung nach europäischen Gesetzen und Standards.

Zudem wissen europäische Händler und Verbraucher kaum etwas über die reale Situation in den Bioteeplantagen. Fairbiotea möchte diese Informationslücken durch Beratung und ehrliche Berichterstattung schließen und die nachhaltige Entwicklung in China und in Europa aktiv unterstützen.

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Darüber hinaus werden in China dringend Bioberatungsstellen und Bioanbauverbände benötigt, welche dort nach mehr als 30 Jahren Bioanbau leider immer noch nicht in der gewünschten Professionalität im Hinblick auf EU Standards existieren.

Inzwischen gibt es chinesische Bioberatungsstellen, die nach chinesischen Biogesetzen beraten. Das chinesische Bio-Recht ist nicht immer kompatibel mit dem europäischen Bio-Recht und in Teilen sogar kontraproduktiv. Es fehlen weiterhin Bioberatungsstellen, welche nach europäischem Recht beraten können. ECOCERT hat vor kurzem eine solche Beratungsstelle in China gegründet. Diese darf aber nur Betriebe beraten, die nicht von ECOCERT biozertifiziert werden. Diese Beratung ist sehr teuer und von kleineren Produzenten kaum alleine finanzierbar. Wenn kein Wissen oder keine Beratung für Produzenten verfügbar sind, wird in chinesischen Betrieben improvisiert. Diese Tatsache und die kulturellen Unterschiede zwischen Chinesen und Europäern führen häufig zu Missverständnissen und Fehlern in der Umsetzung des ökologischen Anbaus nach EU-Verordnung.

Fairbiotea berät das Management in den Betrieben so gut wie nur möglich und die Manager geben ihr Wissen anschließend an die Mitarbeiter weiter. Ein betriebliches, professionelles Ausbildungssystem ist noch nicht gewährleistet. Fairbiotea erstellt Entwicklungspläne, die den Teegärten als Basis für eine nachhaltige Entwicklung dienen.

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Parallelproduktion

Seit Beginn der Umstellung der verbliebenen konventionellen Anbauflächen auf Biobewirtschaftung im Jahr 2014 gibt es im Shangba-Teegarten keine Parallelproduktion mehr, bei welcher konventionelle Produkte und Bioprodukte mit-, neben- oder hintereinander angebaut werden. Dadurch wird verhindert, dass konventionell hergestellte Produkte biologisch hergestellte Produkte verunreinigen oder dass es zu ungewollten Vermischungen kommt. Im gesamten Unternehmen wird seit 2017 rein biologisch produziert.

Nachhaltige ökologische Landwirtschaft, Nährstoffkreisläufe

Ökologische Landwirtschaft muss deutlich mehr sein als der Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel, mehr sein als das, was die EU-Verordnung regelt und was Biokontrollstellen üblicherweise kontrollieren.

In der biologischen Landwirtschaft kann auf ein Nährstoffmanagement nicht verzichtet werden. Der Kern der ökologischen Landwirtschaft ist die Kreislaufwirtschaft. Dies bedeutet: Nährstoffe, die bei der Ernte aus der Landwirtschaft entnommen werden, sollen durch die Herstellung und Anwendung von Kompost und andere natürliche Anwendungen wieder in die Landwirtschaft eingetragen werden.

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Der Fairbiotea-Entwicklungsplan sieht die Erstellung eines Planes zur Kompostherstellung vor, der ohne professionelle Beratung nur bedingt umgesetzt werden kann. Bis es soweit ist, dass ein Teegarten die eigenen Nährstoffe in ausreichenden Mengen produziert, können allerdings Jahre vergehen. Auch in Shangba wird dieser Teil des Entwicklungsplanes erst in einigen Jahren vollständig umgesetzt werden können.

Im Jahr 2017 wurde erstmals Kompost hergestellt. Gemessen an der Größe der landwirtschaftlichen Fläche war es nur eine kleine Menge, weshalb der Teegarten fertigen organischen Dünger hinzukaufen muss. In den Jahren von 2018 bis 2021 wurde kein Kompost produziert.

Erst 2022 wurden auf Weisung des Fairbiotea-Entwicklungsplanes wieder zwei Versuchshaufen mit einer Gesamtmenge von ca. 35 Tonnen angelegt. Allerdings besteht sowohl bei der Kompostherstellung als auch bei der Beschaffung der Biomasse noch erheblicher professioneller Beratungsbedarf.

Dung kann bis zu einem gewissen Umfang von Bauern aus der Umgebung der Farm besorgt werden. Inwieweit die zur Verfügung stehenden Flächen in Shangba für die Beschaffung von grüner und brauner Biomasse ausreichen, muss noch geklärt werden.

Um aber eine Kompostproduktion in ausreichenden Mengen zu ermöglichen, müssten neue kostspielige Maschinen angeschafft und finanziert werden.

Seit Dezember 2022 existiert ein Beratungsvertrag zwischen ECOCERT, Fairbiotea und Shangba. Die Beratung wird sich auf Nährstoffkreisläufe und die Herstellung von Kompost in der Farm konzentrieren. Fairbiotea finanziert 80% der erheblichen Beratungskosten, der Produzent beteiligt sich mit 20%.

Weitere nachhaltige Maßnahmen zur Fixierung von Stickstoff im Boden und zur Humusbildung müssen noch erlernt werden.

Für eine gute Nährstoffversorgung ist außerdem die arbeitsintensive manuelle Unkrautbeseitigung zwischen den Teebüschen wichtig. Diese hilft auch, Kontaminationen der Kulturpflanzen mit Pflanzengiften, die sich in Unkräutern befinden, zu verhindern. Wo Unkrautbeseitigung nötig ist, wird sie von Hand vorgenommen. Da die Bepflanzung des Teegartens allerdings modern und sehr dicht ist, beschatten die Teebüsche den Boden. Dadurch wird Unkrautwuchs unterdrückt und Feuchtigkeit im Boden fixiert. So wird der Aufwand für die manuelle Beseitigung des Unkrauts auf ein Minimum reduziert.

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Nachhaltige Teeherstellung, Modernisierung der Teefabriken, Hygienemanagement, Kontaminationsmanagement

Die Anforderungen der europäischen Gesetze, der europäischen Handelsunternehmen, der Verbraucher, der Zertifizierungsverfahren und der damit verbundenen erforderlichen Dokumentationen stellen Produzenten vor große Herausforderungen, die sowohl inhaltlich schwer zu erfüllen als auch aus den laufenden Einnahmen kaum finanzierbar sind.

Die stetig besser werdende Laboranalytik in Europa entdeckt immer mehr gesundheitsgefährdende Stoffe in Lebensmitteln, auch in Tee, welche eher selten auf die Anwendung verbotener Stoffe zurückzuführen sind. Es handelt sich immer öfter um kaum vermeidbare Kontaminationen aus der weltweit zunehmenden Umweltbelastung. Lesen Sie dazu mehr in unserem Artikel über das EU Kontrollsystem.

Das sind Probleme, die die Produzenten für uns in Europa auf ihre Kosten lösen sollen, obwohl es bei Umweltkontaminationen kaum Lösungsansätze gibt.

Die Einhaltung der in Europa geltenden gesetzlichen Grenzwerte ist mit enormem Aufwand verbunden. Das Teegartenmanagement hat von Anfang an eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um Kontaminierungen beim Herstellungsprozess in den Teefabriken so weit wie möglich auszuschließen. Hierfür hat die Firma Zhengan Tianci Ecological Technology Co., Ltd. viel Geld in die Modernisierung von Gebäuden und Verarbeitungsmaschinen investiert.

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  • Die hygienischen Bedingungen wurden in allen Teefabriken optimiert. Die Fabriken wurden umgebaut oder komplett neu gebaut.
  • Die Kohle- und Holzverbrennung bei der Teeherstellung wurde so weit wie möglich durch elektrische Energie ersetzt.
  • Die Mechanismen zur Temperaturkontrolle bei der Teeverarbeitung wurden verbessert.
  • Mögliche Kontaminationsquellen durch Schmiermittel (Mineralöl) wurden beseitigt.
  • Das HACCP-Hygienemanagement (ISO 22000) wurde eingeführt und zertifiziert.
  • Die Dokumentation und Rückverfolgbarkeit der Warenflüsse sowie die Kennzeichnung von Teeverpackungen wurden in allen Bereichen des Betriebes verbessert.
  • Jede Charge Tee wird im Labor auf chemische Rückstände untersucht.

Die Laborergebnisse belegen, dass die Modernisierungsmaßnahmen erfolgreich sind.

Durch eine weitgehende Umstellung der Brennstoffe von Kohle und Holz auf elektrische Energie und durch das Beschießen der frischen Teeblätter mit Wasserdampf (dämpfen) konnten Kontaminationen minimiert werden. Auch wurden dadurch die Temperaturen gesenkt, so dass sich das Risiko für die Entstehung chemischer Reaktionen mit Umweltgiften bei der
Teeverarbeitung verringert hat.

Da wie erwähnt stetig neue gesundheitsgefährdende Stoffe aus natürlichen Vorkommen oder aus der allgemeinen Umweltbelastung entdeckt werden, werden uns Minimierungsmaßnahmen auch in Zukunft weiter beschäftigen – zumal es kaum wissenschaftliche Forschungen dazu gibt, welche eigentlich die Basis für die Gesetzgebung bilden sollten.

Es ist eine Illusion, der ökologische Anbau und die Natur könnten frei von allen Gefährdungsstoffen sein. Es gibt tausende gesundheitsschädliche Einzelsubstanzen, und es dauert viele Jahre, Überprüfungsverfahren durchzuführen und die Gesetzgebung an neue Erkenntnisse anzupassen. Eindeutig belegt ist, dass Bioprodukte nur einen Bruchteil der chemischen Rückstände von Nicht-Bioprodukten enthalten.

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Nachhaltige soziale Beschäftigungsverhältnisse

Das chinesische Arbeitsrecht ähnelt dem Arbeitsrecht in Deutschland und gilt für alle Kurz- und Langzeitbeschäftigen eines Unternehmens. Alle Beschäftigten haben Anspruch auf einen Arbeitsvertrag. Außerdem gibt es einen gesetzlich festgelegten Mindestlohn, der bei qualifizierten Mitarbeitern oft weit überschritten wird. Alle Arbeitnehmer sind gesetzlich renten-, kranken- und unfallversichert. Die Beiträge hierfür übernehmen anteilmäßig Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

Die internationalen Arbeitsstandards der ILO (International Labour Organisation) werden in chinesischen Unternehmen eingehalten. Für die ehemaligen Kleinbauern bedeuten diese Arbeitsbedingungen eine enorme Verbesserung ihrer Einkommensverhältnisse und Absicherung und somit einen Schutz vor Armut. Sie besitzen national und international Rechte, die sie als Kleinbauern nicht hatten und sind vor Ausbeutung weitgehend geschützt.

Nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit und Handelskooperation

Seit Beginn der Entwicklungszusammenarbeit mit Fairbiotea Anfang 2014 hat sich die Shangba-Teeplantage sehr gut entwickelt, und es wurde sehr viel geleistet, um nachhaltige internationale Standards zu erreichen. Nun ist es wichtig, höhere Einnahmen zu erzielen, um die Nachhaltigkeitsziele langfristig zu sichern und weiterzuentwickeln.

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Mit der kontinuierlichen Arbeit an der Umsetzung des von Fairbiotea ausgearbeiteten Entwicklungsplanes hat das Zhengan Tianci-Teegartenmanagement die Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung in den Bereichen Ökologie, Soziales, Qualitätsmanagement und Ökonomie übernommen. Dadurch konnten Rechtlosigkeit, Ausbeutung und Missmanagement, die in kleinbäuerlichen Bioteegärten üblich sind, unterbunden werden. Inzwischen hat der Shangba-Teegarten und Zhengan Tianci Ecological Technology Co., Ltd. als Betreiber alle Mindestanforderungen für die Aufnahme bei Fairbiotea erfüllt und ist seit 2018 vollwertiges Mitglied.

Fairbiotea ist seinen Verpflichtungen gegenüber Shangba ebenfalls nachgekommen und hat das Teegartenmanagement in seiner Nachhaltigkeitsentwicklung beraten. Zudem wurden von 2016 bis 2021 im Auftrag von Fairbiotea etwa 1200 Tonnen Shangba-Tee nach Deutschland exportiert, 2022 werden es über 170 Tonnen sein. Für diese Menge gibt Fairbiotea eine langfristige Abnahmegarantie, was für Shangba eine wichtige Investitions- und Planungssicherheit bedeutet. Die garantierte Abnahmemenge ermöglicht es der Teeplantage, ihre weitere Nachhaltigkeitsentwicklung auf Dauer zu finanzieren und umzusetzen.

Leider verweigert der europäische Markt die Zahlung fairer Produktpreise, die die Kosten für eine nachhaltige Entwicklung berücksichtigen und den Produzenten genügend Einnahmen für ihre zügige Nachhaltigkeitsentwicklung verschaffen. Wenn die finanziellen Mittel aus dem Teeabsatz fehlen, kann sich Nachhaltigkeit nur langsam entwickeln, oder die Erzeuger sind gezwungen, risikoreich zu investieren oder sie finanzieren ihre nachhaltige Entwicklung aus Rücklagen oder Krediten.

Um Shangba höhere Einkünfte für seine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen, plant Fairbiotea, die Zusammenarbeit weiter auszubauen. Dies kann durch fairere Teepreise in Europa unterstützt werden sowie durch größere Exportmengen oder durch eine Diversifizierung der von Zhengan Tianci hergestellten Teesorten.

Zhengan Tianci stellt für den Export nur drei Sorten Grüntee her: die Blatt-Tees Sencha und Lung Ching sowie den aus der Siebung dieser Tees hergestellte Fannings, der für Aufgussbeutelproduktion in Europa verwendet wird.

Etwa 20 Prozent der gesamten Tee-Ernte, die besten Frühlingstees wie z.B. Qucha, werden im chinesischen Markt zu 6 bis 25fach höheren Preisen als im Export zu erzielen sind verkauft. Die für den Export nach Europa produzierten Tees erzielen die niedrigsten Preise aller bei Shangba produzierten Tees.

Durch die Produktion zusätzlicher Teesorten für den Export, welche höhere Preise oder größere Exportmengen im europäischen Markt erreichen können, könnten die Einnahmen von Shangba erhöht werden. Aber auch dafür müssen zunächst weitere Investitionen getätigt werden.

Vor allem aber müssen auch die europäischen Verbraucher bereit sein, bessere Teesorten zu kaufen und zu konsumieren.

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Zusätzliche Kontrollen durch die Bio-Drittlandkontrollstelle, in Auftrag gegeben und finanziert durch Fairbiotea

Der Fairbiotea-Entwicklungsplan sieht neben den regulären Inspektionen der Kontrollstellen für die jeweiligen Zertifizierungen weitere Kontrollen durch Fairbiotea vor. Dies ist deshalb nötig, weil die Kontrollen im Rahmen der Zertifizierungsverfahren nicht nachhaltig oder unzureichend sind. Shangba, Fairbiotea und die zuständige und unabhängige Bio-Drittlandkontrollstelle arbeiten bei diesen zusätzlichen Kontrollen zusammen. Lesen Sie mehr dazu in unserem Artikel über allgemeine Sicherheitsmaßnahmen für Fairbiotea-Projekte.

Stand 2.3.2023